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4.45 Meint katholische Soziallehre, sich um die Armen zu kümmern?

Gesellschaft und Gemeinschaft

Jeder Mensch ist von Gott geschaffen und verdient unsere Fürsorge und Liebe. Der Grundsatz der Sozialarbeit der Kirche im Laufe der Jahrhunderte ist Jesu spezielle Aufmerksamkeit für die armen, die verletzten, die kranken und einsamen Menschen, welche die Hilfe der anderen brauchen.

Jesus ruft uns auch dazu auf uns um unsere Nächsten zu kümmern. Dieses Prinzip ist der Grundsatz der katholischen Soziallehre, welche von Jesus abstammt. Zu jeder Zeit wurden die gleichen Prinzipien der Nächstenliebe auf andere Weise angewendet. Wieder und wieder braucht es Aufmerksamkeit für Menschenwürde und eine gerechte Verteilung von Reichtum und Arbeit.

Die brüderliche Liebe wird durch die kirchliche Soziallehre konkret. Sie gründet auf Menschenwürde, Solidarität und Subsidiarität.
Die Weisheit der Kirche

Welchen Inhalt hat die Soziallehre der Kirche?

Die Soziallehre der Kirche ist eine organische Entfaltung der Wahrheit des Evangeliums über die Würde der menschlichen Person und seine gesellschaftliche Dimension. Sie enthält Grundsätze für die Reflexion, erarbeitet Maßstäbe des Urteilens und gibt Richtlinien und Orientierungen zum Handeln. [KKKK 509]

Warum hat die Kirche eine eigene Katholische Soziallehre?

Weil alle Menschen als Kinder Gottes eine einzigartige Würde besitzen, setzt sich die Kirche mit ihrer Soziallehre dafür ein, dass diese Menschenwürde im sozialen Bereich auch für alle Menschen verwirklicht wird. Sie will die Politik oder die Wirtschaft nicht bevormunden. Wo in Politik und Wirtschaft jedoch die Würde von Menschen verletzt wird, muss die Kirche sich einmischen.

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ (Zweites Vatikanisches Konzil, GS). In ihrer Soziallehre macht die Kirche diesen Satz konkret. Und sie fragt: Wie können wir Verantwortung übernehmen für das Wohlergehen und die gerechte Behandlung aller, auch der Nichtchristen? Wie muss eine gerechte Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens, der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Institutionen aussehen? In ihrem Einsatz für die Gerechtigkeit wird die Kirche geleitet von einer Liebe, die sich an der Liebe Christi zu den Menschen orientiert. [Youcat 438]

Das sagen die Päpste

Liebe ist der Hauptweg der Soziallehre der Kirche. Jede von dieser Lehre beschriebene Verantwortung und Verpflichtung geht aus der Liebe hervor, die nach den Worten Jesu die Zusammenfassung des ganzen Gesetzes ist (vgl. Mt 22, 36-40). Sie verleiht der persönlichen Beziehung zu Gott und zum Nächsten einen wahren Gehalt; sie ist das Prinzip nicht nur der Mikro-Beziehungen – in Freundschaft, Familie und kleinen Gruppen –, sondern auch der Makro-Beziehungen – in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen. Für die Kirche ist – vom Evangelium her – die Liebe alles. [Papst Benedikt XVI, Caritas in veritate, Nr. 2]